Das verlorene Jahr der Jugend

Zum wiederholten Mal wird in der Coronakrise die Beschulung ausgesetzt bzw. durch das sog. Homeschooling ersetzt. Prüfungs- und Abschlussklassen stehen im “Regen”. Die Schüler*innen haben entweder Probleme die Prüfungen mit guten Noten zu bestehen oder – falls die Anforderungen gesenkt werden – den Ruf einer „geschenkten Prüfung“. Während einige Großunternehmen Krisengewinnler sind, andere mit Milliarden Steuermitteln gepampert werden, sind vor allem die Jugendliche durch die Krise gestraft und geschädigt!
Dabei waren die Probleme seit dem Frühling bekannt, geschehen ist dagegen wenig bis nichts
 
1.) Viele Schüler*innen haben zu Hause nicht:
– die notwendigen Computer, Drucker, Scanner
– die notwendige Internetanbindung
– ein notwendiges ungestörtes Arbeitszimmer
– die notwendigen EDV Kenntnisse z.B.: in Word im Umsetzen von Online-Unterricht
– die schwächeren Schüler fangen erst gar nicht an, bzw. sind beim selbständigen Lernen völlig überfordert
– auf dem Land oft keine oder nur ungenügende Internetverbindungen
– nicht genügend Datenvolumen
– entweder nicht die nötige Unterstützung durch die Eltern (und wenn sie sie haben, sind die Eltern als unbezahlte Erfüllungsgehilfen des unfähigen Staates die Leidtragenden zulasten ihre eignen Arbeitszeit)
2.) Bei den Lehrer*innen fehlen:
– Dienstcomputer und Büroausstattungen
– schnelle Internetanbindungen
– Lehrer*innen sind keine Schriftsteller*innen und somit nicht in der Lage, schnell ein paar Lektionen zu Papier zu bringen
3.) Die Folgen von Corona führen bei den Lehrer*innen zu einer unzumutbaren Mehrbelastung: Sie sollen in der Schule den Unterricht wesentlich detaillierter und strukturierter vorbereiten, in den Videoschaltungen die Aufsichten und das Unterrichten übernehmen, regelmäßig Arbeitsblätter und Referate kontrollieren und bewerten. Dazu kommt der zusätzliche Verwaltungsaufwand mit Dienstbesprechungen, neuen Verwaltungsvorschriften wegen Corona, einer aufwendigen Anwesenheitskontrolle und wesentlich größerer Aufwand in Kontakt mit den Eltern oder den Betrieben. Online-Unterricht bringt bei schwachen und mittleren Schülern sehr wenig bis nichts, die guten und sehr guten Schüler schaffen durchaus Beachtliches, die Leistungsschere klafft weiter auseinander!

Aufruf

Macht die Schulen Corona-sicherer!

Seit fast einem Jahr zeigen die Coronakrise und ihre weitgehend nötigen Gegenmaßnahmen ihre negativen Folgen. Das Weiter-so-Gewurschtel ist den Schüler*innen, den Lehrer*innen und den Eltern nicht länger zu zumuten.

Deshalb fordern wir umgehend:

  • Die sofortige Einsetzung eines jeweils landesweit tagenden Beratungsgremiums mit Schüler*innen-, Lehrer*innen- und Elternbeteiligung sowie den Ausbildungsbetrieben
  • Schüler*innen, die aufgrund von Internetanbindung oder häuslicher Verhältnisse (kein ruhiges Arbeitszimmer) oder Probleme zu Hause dem Unterricht nicht folgen können, müssen auch im Lockdown dauerhaft die Schulen besuchen können mit FFP2-Masken unter Einhaltung der Abstandsregeln
  • Kostenlose Ausstattung mit ausreichenden FFP2-Masken für alle Lehrkräfte und Impfung – wo gewünscht
  • Regelmäßige (möglichst 2 x pro Woche) Schnelltests des Lehrpersonals (und der Schüler*innen im Bedarfsfall) durch medizinisch geschulte Kräfte
  • Umgehend Start eines Ein-/Umbauprogramms mit Lüftungen aller benötigten Klassenräume bzw. Ausstattung der Klassenräume mit zertifizierten Filtergeräten (Hepa o.ä.).
  • Umwandlung der landesweiten Prüfungen, solange nicht sicher gestellt ist, dass der zu prüfende Stoff in ausreichendem Maß erteilt wurde. Statt dessen sind von den Vor-Ort-Lehrer*innen Klassen-individuelle Prüfungen zu erstellen. Für Berufsabschlussprüfungen müssen vergleichbare Lösungen gefunden werden.
  • Zusätzliche Lehrkräfte (Pensionäre, Lehramtsstudent*innen, …) sind mit Zeitverträgen umgehend einzustellen.
  • Der Mehraufwand der Lehrkräfte muss angemessen honoriert werden. Überstunden durch die Mehrbelastung sind zu dokumentieren und zu erstatten oder später in Freizeit abzugelten.
  • Bei ausfallender Schulverpflegung ist das Geld an die Familien auszahlen!

Karl-W. Koch, Wolfgang Neis, Klemens Griesehop, Lothar Winkelhoch, Andrea Piro, Rupertina Engel

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