22.09.2000

Zur Genehmigung von 8 Atomtransporten durch das Bundesamt für Strahlenschutz erklären wir für die Atompolitische Opposition bei den Grünen:

"Dem Castor die Biberzähne zeigen"
GRÜNE gegen Atomtransporte


Ab Herbst 2000 sollen sie wieder rollen, die strahlenden Zeitbomben mit dem Sammelnamen "CASTOR". Im Frühjahr 1998 mußten sie gestoppt werden, nachdem sich herausstellte, daß die Behälter "schwitzen", daß zulässige Grenzwerte an Radioaktivität bis zum Tausendfachen überschritten wurden. Die Atomwirtschaft hatte Recht und Gesetz über Jahre gebrochen und dabei Transportarbeiter, Bevölkerung und Polizei in krimineller Unverfrorenheit gefährdet.

Am 26. Januar 2000 hat das Bundesamt für Strahlenschutz den Stopp für die Transporte abgebrannter Brennelemente aufgehoben. Das Amt handelte nach "Recht und Gesetz", während die Atommafia ihrerseits über Jahre Recht und Gesetz in den Wind geschlagen hatte. So war die Aufhebung des Transportstopps auch eine Offerte an die Atomwirtschaft, um sie versöhnlich für die atompolitischen Verhandlungen zu stimmen. Die Zulassung neuer Atomtransporte war das Bauernopfer auf dem Friedensweg zum Atomkonsens. Jetzt, nach Friedensschluß mit der Atomwirtschaft, soll die Zusicherung Wirklichkeit werden, sollen La Hague und Sellafield, Ahaus und (später) Gorleben wieder mit der Höllenfracht abgebrannter Brennelemente bedient werden.

Mindestens 30 Transporte wollen die Konzerne RWE, E.ON und EnBW ab Oktober durchführen, den Anfang soll wahrscheinlich eine Ladung von Philippsburg nach La Hague machen. Einen Transport von Neckarwestheim nach Ahaus noch in diesem Jahr lehnt NRW zwar ab, doch ist nicht auszuschließen, daß die dortige SPD wieder einmal kurzfristig einknickt..

Wir werden - wie vor 1998 - Widerstand gegen alle CASTOR-Transporte leisten. Wir haben das Ziel, gemeinsam mit den Bürgerinitiativen und Umweltverbänden sowie mit hoffentlich vielen atomkritischen Menschen, auch von den Bündnisgrünen, einen starken, kreativen und wirksamen Protest gegen die Atommafia zu mobilisieren.

Wir wollen, daß mit diesem Protest aus der Gesellschaft Front bezogen wird gegen einen Atomkonsens zwischen Regierung und Industrie, dem wir nicht verpflichtet sind und den wir bekämpft haben. Dieser Konsens gibt der Atomwirtschaft fast alles, der Bundesregierung fast nichts an die Hand. Viel zu lange Laufzeiten, keine definierten Abschaltfristen, Zurückhaltung in der Verschärfung von Sicherheitsstandards, Verzicht auf eine Steuer für Nuklearbrennstoff, Anrechnung virtueller Laufzeiten von Mülheim/Kärlich - die Liste der regierungsamtlichen Konzessionen und Geschenke ließe sich weiter ausbreiten. Klar ist für uns: solange kein Atomausstieg beschlossen ist, der diesen Namen verdient, werden wir uns am außerparlamentarischen Widerstand gegen die Atomwirtschaft beteiligen, werden wir versuchen, diese an ihrer Achillesferse, den Atom-Transporten, zu treffen.

Zudem sichern diese Transporte den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke. Die Abklingbecken der AKWs Neckarwestheim, Philippsburg und Biblis A sind randvoll, die Anlagen müßten demnächst abgeschaltet werden. CASTOR-Transporte sind das Ventil für ihren Weiterbetrieb, helfen wir also, dieses Ventil zu verstopfen. Außerdem sind die hohen Risiken der Transporte keineswegs gelöst. Verkehrskatastrophen mit den radioaktiven Höllenkästen können unabsehbare Folgen haben. Härteprüfungen durch Falltests fanden bisher nur in Computersimulationen auf, die für Realsituationen keine zuverlässigen Aussagen ermöglichen. Auch sind die Ursachen für die Kontaminationen, die zum Transportstopp führten, bisher nicht eindeutig geklärt.

CASTOR ist zu einem Synonym für alle Transporte abgebrannter Brennelemente geworden. "CASTOR" ist aber auch der lateinische Name für ein kluges und bewegungsfreudiges Säugetier in unseren Breiten: den Biber. Biber haben besonders scharfer Zähne und sie wissen Dämme zu bauen wie keine zweite Tierart. Dieser CASTOR steht für Leben, jener CASTOR steht für Krankheit und Tod. Zeigen wir jenem CASTOR die Zähne, bauen wir Dämme gegen die Dinosaurer-Technologie, die er repräsentiert.

Atompolitische Opposition bei den GRÜNEN
Hannover, 22.09. 00

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